Band 3 (1919 - 1933)

Der dritte Band stellt die Umbrüche nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in Berlin und Deutschland in anschaulicher Weise dar: Das Kaiserreich zerfällt, Millionen von Soldaten kehren von der Front heim in das verarmte Land, die Weimarer Republik entsteht unter schweren ,Geburtswehen‘ und die harten Friedensbedin-gungen des Versailler Vertrages lasten auf der jungen Republik. Aber immerhin gibt es nun eine demokratische Verfassung und eine stabile Mehrheit staatstragender Parteien. Dennoch versuchen kaisertreue, nationalistische und rechtsextreme Gruppierungen ebenso wie die Kommunisten gemeinsam mit weiteren linken Organisationen ständig, die instabile Republik weiter zu schwächen.

Berlin ist ein Zentrum dieser Auseinandersetzungen. Der Spartakusaufstand und der Kapp-Putsch sind dafür deutliche Belege, zahlreiche politische Morde, Generalstreiks und Großdemonstrationen ergänzen das Szenario. Dazu gesellt sich die wirtschaftliche Not großer Teile der Bevölkerung, einhergehend mit Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Perspektivlosigkeit, Hunger, Armut sowie einer sich bald zu einer Hyperinflation auswachsenden Geldentwertung. Aber es gibt nicht nur negative Nachrichten.

Fast nebenbei entsteht 1920 Groß-Berlin, eine Stadt mit nunmehr ca. 3,86 Millionen Einwohnern, die dadurch zur drittgrößten Kommune weltweit aufsteigt und flächenmäßig sogar den zweiten Platz belegt. Fast 190.000 Wohnungen werden bis 1933 fertig, die das akute Wohnungsproblem lindern. Einige dieser neuen Siedlungen stehen heute in der Liste des UNESCO-Welterbes. Die Einführung der Arbeitslosenversicherung 1927 gilt als wegweisende Neuerung, die allerdings den ausufernden Arbeitslosenzahlen ab 1929 nicht standhalten kann.

Berlin entwickelt sich mit der expandierenden Elektroindustrie immer mehr zu einer ,Elektropolis‘. Daneben bleiben Bau-, Bekleidungs-, Metall-, Nahrungsmittel- und die chemische Industrie elementar, während die Filmindustrie erst ihren Höhenflug beginnt. Im Handel setzen die Warenhauskonzerne ihre Erfolgsgeschichte fort, zahlreiche neue Bürogebäude dokumentieren den Einfluss des Dienstleistungssektors, das Bank- und Versicherungswesen prosperiert.

Den Verkehr dominiert weiterhin die Bahn, in der Hauptstadt vorzugsweise die U- und S-Bahn. Etliche neue U-Bahn-Linien steigern die Attraktivität, die S-Bahn wird elektrifiziert und mit ihrem umfangreichen Netz zum weltweit modernsten Nahverkehrssystem. Auch der Autoverkehr gewinnt an Bedeutung, ebenso wie der Luftverkehr, wobei der neue Zentralflughafen Tempelhof zum europäischen Luftkreuz avanciert. Der Wissenschaft gelingt es im Verlaufe der Zeit, ihr im Ersten Weltkrieg verloren gegangenes Renommee wiederzuerlangen.

Neben diesen positiven Tendenzen strahlt die Kulturmetropole Berlin in besonderem Maße und wird damit in allen Bereichen zu einem Magneten für Künstler aus aller Welt, vor allem für diejenigen aus dem deutschsprachigen Raum. Scheinbar nur hier können sie ihre kreativen Potentiale zur vollen Entfaltung bringen, seien es Schriftsteller, Dramaturgen, Regisseure, Schauspieler, Musiker, Maler oder sonstige Kulturschaffende. Theater, Museen, Konzert- und Opernhäuser, Film- und Revuetheater, Varietés und Kabaretts sind in einer derartigen Zahl und Vielfalt anzutreffen, die die bisherige Kulturhauptstadt Paris schnell verblassen lässt. Auch die Presselandschaft ist extrem vielgestaltig, wovon bis zu 147 Tages- und Wochenzeitungen ein klares Zeugnis ablegen.

Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 nehmen auch in Berlin die wirtschaftlichen Probleme zu, die in extremer Arbeitslosigkeit und politischer Radikalisierung kumulieren. Der rasante Aufstieg der NSDAP beginnt mit den Reichstagswahlen 1930, die zunehmend blutigen Auseinandersetzungen zwischen SA und Stahlhelm gegenüber der KPD erreichen traurige Höhen, der militant ausgetragene Straßenkampf wird zur alltäglichen Prozedur, dem die staatliche Ordnungsmacht hilflos gegenübersteht. Als Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler mit der Regierungsbildung beauftragt, ist der Untergang der Weimarer Republik besiegelt.

Dieses fundierte Sachbuch eignet sich nicht nur als Nachschlagewerk, sondern es zeichnet auch ein lebendiges Bild des Lebens in Berlin von 1919 bis 1933. Es kann über den iBooks Store® unter dem folgenden Link gekauft werden:

https://itunes.apple.com/us/book/berliner-stadtgeschichte-band/id1056961298?ls=1&mt=11

Hinweise zu den Fotos (von links nach rechts und von oben nach unten):

• Shell-Haus am Reichpietschufer im Bezirk Tiergarten

• Straßenbahn der BVG des Typs TM36

• Ullsteinhaus am Mariendorfer Damm in Tempelhof

• Funkturm am Messedamm in Charlottenburg

• Wernerwerk-Hochhaus in Siemensstadt

• Titania-Palast in der Steglitzer Schloßstraße


 © Peter Baumgart, V5,  2022