Band 6 (1961 - 1989)

Der seinerzeit mächtigste Mann der DDR, Walter Ulbricht, behauptete noch am 15. Juni 1961 während einer Pressekonferenz auf eine Frage einer westdeutschen Journalistin, ob die Errichtung einer Staatsgrenze am Brandenburger Tor beabsichtigt sei: „… Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“. Am 13. August 1961 geschah dann genau das, denn die bewaffneten Organe der DDR riegelten ihr Territorium einschließlich des Stadtgebietes von Ost-Berlin ab und sperrten die Bevölkerung praktisch ein. Vor allem die Einwohner Berlins waren fassungslos, in West-Berlin gab es zudem wütende Proteste. Bundesdeutsche Politiker reagierten mit Ausnahme von Willy Brandt, dem Regierenden Bürgermeister der westlichen Teilstadt, verhalten, die Westalliierten blieben passiv, weil der Status von West-Berlin unangetastet blieb. Konfrontationen gab es dennoch, so zum Beispiel Ende Oktober 1961 am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße, als sich dort sowjetische und US-amerikanische Panzer schussbereit gegenüberstanden.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Berliner Mauer in und um die Teilstadt mit einer Höhe von dann 3,6 m und einem ausgeklügelten Sicherungssystem davor, d.h. auf östlicher Seite, so gut wie unüberwindlich. Insgesamt forderte das DDR-Grenzregime mindestens 1.065 Todesopfer vor und nach dem Mauerbau. 

Der Kalte Krieg hielt an, milderte sich jedoch für die West-Berliner durch mehrere Abkommen ab 1972 deutlich. Die Systemkrise des Ostblocks seit den 1980er Jahren, verursacht durch einen wirtschaftlichen Niedergang der Sowjetunion, führte zu den Reformbestrebungen in der UdSSR unter dem Generalsekretär Gorbatschow. Erich Honecker, seit Mai 1971 Ulbrichts Nachfolger, verschloss sich samt seinem Politbüro jeglichen Reformbestrebungen und reagierte nicht auf die Unzufriedenheit in seinem Staat, die einen Teil der Parteigenossen in der SED einschloss. Dem zunehmenden Druck aus der Bevölkerung spätestens seit 1987 stand die Parteiführung ebenso hilflos gegenüber wie den Demonstrationen ab der zweiten Hälfte des Jahres 1989. Der Mauerfall, eigentlich ein dem Versagen der Führung geschuldetes Versehen, war die Folge. Dass dies alles unblutig ablief, grenzt auch aus heutiger Sicht noch einem Wunder.

In der Zeit seit dem Mauerbau wurde die Hauptstadt der DDR zu einem Schaufenster des Staates mit günstigeren Lebensbedingungen nebst besserem Warensortiment als in den anderen Teilen der Republik ausgebaut. West-Berlin konnte sich letztlich nur behaupten, weil üppige Subventionen aus dem Bundeshaushalt die Stadt am Leben erhielten und eine gezielte Wirtschaftsförderung für genügend Arbeitsplätze sorgte - vor allem im Bereich des Öffentlichen Dienstes.

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Hinweise zu den Fotos (von links nach rechts und von oben nach unten):

• Ehemaliger Palast der Republik am Schloßplatz in Mitte

• Internationales Congress Centrum (ICC) am Charlottenburger Messedamm

• Fernsehturm am Alexanderplatz in Mitte

• Ehemaliges Hauptgebäude des Ministeriums für Staatssicherheit in der Lichtenberger Normannenstraße

• Ehemaliger Mauerstreifen im Jahre 1972 an der Bernauer Straße zwischen den Bezirken Mitte und Wedding

• Philharmonie an der heute so benannten Herbert-von-Karajan-Straße im Bezirk Tiergarten

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 © Peter Baumgart, V5,  2022